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Mein gescheitertes Startup

1 Jahr und die harte Selbsterkenntnis unglücklich zu sein.

 

Es war mein Lebenstraum. Immer schon. Zu Schulzeiten habe ich bereits im Unterrichtsfach "Entrepreneurship" davon geträumt, irgendwann mein eigener Boss zu sein. Diesen Lebenstraum machte ich 2021 war. Ich kündigte meinen damaligen Job und startete gemeinsam mit meinem Freund und Geschäftspartner, die Reise der Unternehmensgründung.

 

Die Unternehmensidee war ja schon Jahre zuvor geboren und wir haben bereits nebenbei daran gearbeitet. Nun machten wir beide ernst, kündigten unsere Festanstellungen und gründeten eine gemeinsame GmbH. Zu Beginn der Selbstständigkeit war natürlich keine Spur von Unzufriedenheit, vielmehr war jeder Tag spannender als der andere. Das Unternehmen war mein Leben und mein Tagesablauf war darauf trainiert: 30 Minuten nach dem Aufwachen war ich bereits auf dem Weg ins Büro. Danach den ganzen Tag arbeiten, manchmal konzentriert und fokussiert, manchmal mit viel Spaß und ohne viel Output. Aber egal wie der Tag verlief, eines war fix: vor 22 Uhr war ich nicht Zuhause. Das Wochenende war dann heiß ersehnt, um Freunde zu treffen, meinen Hobbies nachzugehen oder einfach nichts zu tun. Zeitgleich kamen in mir immer mehr Schuldgefühle hoch, warum ich nicht an meinem "Baby" auch wochenends arbeite – Elon Musk macht es ja schließlich auch. Nach etwas mehr als einem halben Jahr fing es an. Ich war nicht nur öfters schlecht gelaunt, sondern verspürte auch zunehmend körperliche Symptome, die ich mir zu Beginn noch schönredete. Meine Bauchschmerzen wurden dem vermeintlich schlechten Essen am Vortag untergeschoben, die Migränepeaks waren die Wetterumschwünge und die Stimmungsschwankungen, von zu Tode betrübt bis hin zu jubelhochjauchzend, waren einfach das „ganz normale Startup Life“. Ich bemerkte allerdings von Tag zu Tag, dass es mir eigentlich nicht wirklich gut ging und ich vor allem keinen Spaß mehr daran hatte, an dem was ich tat. Ich wünschte mir zutiefst, dass dieses Vorhaben gelingen möge und das ich einfach pures Glück verspüre bei all dem, was ich gerade tue, doch dem war einfach nicht so. Aus diesem Grund habe ich mit aller Kraft versucht, mir dieses Glück einzureden, doch ich empfand es einfach nicht. Freude, Glücksmomente und innerliche Ruhe verlagerte sich immer stärker auf Tätigkeiten außerhalb meines Startup-Projekts. Man kann es nennen, wie man will, Intuition, Bauchgefühl, wahre Bestimmung oder Schicksal, aber dieser Weg war für mich – zumindest jetzt – einfach nicht vorgesehen. Das habe ich tief in mir gespürt. Nach über einem Jahr in voller Selbstständigkeit habe ich daher schweren Herzens beschlossen, dass ich dieses "Projekt" vorerst auf Eis lege. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das Bauchgefühl der stärkste Navigator im beruflichen & privaten Leben ist und man diesem Gefühl vertrauen muss, um Glück verspüren zu können. Manchmal ergibt es auch keinen Sinn, aber ich vertraue darauf.

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Kommentare: 1
  • #1

    Fabi (Mittwoch, 13 März 2024 12:55)

    Super geschrieben! Freuen uns schon auf deinen nächsten Post